Ausnahmsweise könnten bei der 45. Ausgabe des Internationalen Querfeldeinrennens, das von der ACC Contern am kommenden Sonntag organisiert wird, nicht die Belgier die Hauptfavoriten in den verschiedenen Rennen sein. Bei den Herren in den Kategorien Junioren, U23 und Elite sind die Franzosen in diesem Jahr stark vertreten und könnten den Sieg beim Grand-prix de la Commune de Contern für sich entscheiden mit zum Beispiel Antoine Benoist, dem amiterenden französischen U23-Meister oder den Zwillingen Dubau, gegen eine belgische Armada angeführt von dem früheren Weltmeister Thijs Aerts oder die Niederländer Stan Godrie und Jens Dekker. Auch bei den Damen werden die beiden Niederländerinnen Thalita de Jong, Weltmeisterin aus dem Jahr 2016, und Shirin Van Anrooij, amtierende Junioren-Europameisterin im Zeitfahren, im Rampenlicht stehen gegen eine Reihe von belgischen Nachwuchsfahrerinnen.
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Antoine Benoist ist Teil der goldenen Jugend im französischen Quersport. Der Sieger der Gesamtwertung der Coupe de France in der Juniorenklasse 2016/2017 gewann in der gleichen Saison auch den Weltcup-Lauf auf dem extrem schwierigen Kurs im italienischen Fiuggi und belegte den zweiten Platz in der Gesamtwertung des Weltcups. Zuhause war Antoine 2018/2019 in seiner ersten Saison in der Kategorie U23 dominant und gewann sowohl die französische Meisterschaft als auch die Gesamtwertung der Coupe de France. International gesehen traf Benoist leider auf das starke Duo Iserbyt/Pidcock, und bei den Europameisterschaften, den Weltmeisterschaften und der Gesamtweltcupwertung wurde er jeweils Dritter, hinter dem Briten und dem Belgier. Der Franzose ist gut in die diesjährige Saison gestartet mit Siegen in Illnau, Schweiz, und beim ersten Lauf der Coupe de France in La Mezière, wo er nach einem spannenden Zweikampf mit dem zweimaligen Sieger des Grand-Prix de Contern Steve Chainel als Erster die Ziellinie überquerte. Bei der Familie Dubau liegt Crossrennen im Blut: neben dem Vater, dreimaliger Weltmeister bei den Masters, gibt es die Söhne: Lucas Dubau ist der Vorgänger von Antoine Benoist im Trikot des französischen U23 Meisters und er gewann 2013 in Valkenburg auch einen Weltcup-Lauf in der Juniorenklasse. Zusammen mit seinem Bruder Joshua Dubau haben sie sich auch auf das Mountainbiken spezialisiert und Joshua gewann im vergangenen Jahr neben den französischen Meisterschaften auch den Europameistertitel in der Kategorie U23. Im Querfeldein zeichnete er sich neben einem vierten Platz bei der Europameisterschaft in Tabor vor allem in Frankreich aus, wo er 2016 und 2018 zweimal die Gesamtwertung der Coupe de France gewann. Joshua ist ebenfalls gut in diese Saison gestartet, da er den internationalen Cyclo-Cross in Boulzicourt gewann, vor einem weiteren zweimaligen Sieger des Conterner Crossrennens, Dieter Vanthourenhout. Die beste Saison bis jetzt von Yan Gras war 2017/2018, als er zwei Rennen der Coupe de France gewann, Zweiter im U23-Weltcup-Rennen in Nommay wurde und Dritter in der U23-Weltmeisterschaft in Valkenburg, hinter Iserbyt und Niewenhuis. Er begann diese Saison mit einem starken fünften Platz in La Mezière in der Kategorie Elite. Bei den weiteren Franzosen, die in Contern anwesend sind, ist hervorzuheben, dass Théo Thomas vor zwölf Monaten den Grand-Prix COMAT für Junioren gewann. In seiner ersten Saison in der Kategorie U23 hat der Franzose eine sehr gute Straßensaison hingelegt, und zu Beginn seiner Winterkampagne wurde er vor knapp einer Woche in Bern 19. im U23-Weltcuplauf.
Antoine Benoist an der Spitze des Feldes bei der WM in Bogense>
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Stan Godrie ist ein sehr guter Straßenrennfahrer, denn er war gleich zweimal niederländischer Meister, sowohl in bei den Junioren sowie auch in der U23 Klasse. 2015 gewann er den nationalen U23 Titel ebenfalls im Radcross, vor Joris Niewenhuis und Sieben Wouters. Der Niederländer gewann Bronze sowohl bei der Europameisterschaft (2012 in der Juniorenklasse) als auch bei der Weltmeisterschaft (2015 in der U23-Kategorie), mehrere Superprestige-Events in den Altersklassen sowie bei der Elite den Trofeo Guerciotti in Mailand und das wohl bekannteste Crossrennen Spaniens, in Igorre. In diesem Jahr startete Godrie seine Saison sehr früh und beendete die beiden Weltcup-Rennen in Iowa und Waterloo auf den Plätzen 22 und 23, bevor er seine ansteigende Form bestätigte mit einem hervorragenden 5. Platz in der Nacht von Woerden, die Lars Van der Haar erst am vergangenen Dienstag für sich entscheiden konnte. Jens Dekker gewann in der Juniorenklasse Alles: Weltmeister, Europameister, Niederländischer Meister, Sieger der Gesamtweltcup-Wertung und bei nicht weniger als 5 Superprestige-Events, das alles in nur einer einzigen Saison 2015/2016. Leider bekam er kurz danach regelmässig Atembeschwerden und trotz drei weiteren Siegen im Superprestige in der U23-Kategorie und einem feinen Erfolg in Renaix in der vergangenen Saison schien Dekkers Karriere vor dem Ende zu stehen. Aber der Niederländer hat inzwischen eine Lösung für seine gesundheitlichen Probleme gefunden, hat im Sommer gut trainiert und will in diesem Winter auf sein höchstes Niveau zurückkehren, beginnend mit dem Quer in Contern. Lars Boven und Tim Van Dijke haben beide für das nächste Jahr einen Vertrag mit dem Jumbo-Visma Entwicklungsteam unterzeichnet. Lars ist amtierender niederländischer Junioren-Zeitfahrmeister und belegte in diesem Sommer den zweiten Platz bei der Classique des Alpes und den Europäischen Meisterschaften im Zeitfahren. Im Querfeldein gewann der Niederländer letzte Saison den Scheldecross in Antwerpen und die Silbermedaille bei den niederländischen Meisterschaften. Der Allrounder Van Dijke ist zweimaliger nationaler Mountainbike-Champion, sowohl im Anfänger- als auch im Juniorenbereich, und in dieser Wintersaison wurde er unter anderem 17. im Weltcuprennen in Bern.
Jens Dekker, Weltmeister bei den Junioren in Zolder
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Auf belgischer Seite werden nicht weniger als dreißig Teilnehmer an der Startlinie der rue de Moutfort erwartet, mit an der Spitze dem ehemaligen Weltmeister Thijs Aerts. Im Jahr 2012 war der Belgier bereits erfolgreich auf Conterner Boden und gewann das Nachwuchsrennen des Grand-Prix COMAT mit einem Vorsprung von mehr als einer Minute auf Thomas Van de Velde. Im darauffolgenden Jahr gewann Aerts im Schlamm von Hoogerheide den Junioren-Weltmeistertitel vor Yannick Peeters mit einem unwiderstehlichen Angriff in der letzten Runde. Der Bruder vom Weltranglistenführenden Toon hat auch zweimal die belgische Meisterschaft in der Kategorie U23 gewonnen sowie zweimal das Weltcuprennen in Nommay, oft auch auf sehr schwierigem Gelände. Thijs hat zu Beginn dieser Saison alle Rennen, in denen er antrat, unter den Top 15 beendet. So belegte er zum Beispiel Platz 12 bei den Weltcuprennen von Waterloo und Bern Weltcup, Platz 12 auch im Superprestige von Gieten sowie Platz 4 im Kermiscross von Ardooie.
Thijs Aerts
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Im vergangenen Jahr hatte Andreas Goeman auf der Strecke von Contern überrascht, als er das Rad seines berühmten Teamkollegen Corné Van Kessel während mehr als der Hälfte des Rennens halten konnte, bevor er erst am Ende des Rennens abgehängt wurde und am Ziel den zweiten Rang belegte. Goeman gewinnt wohl selten, ist aber regelmässig unter den Top 10 bei den grossen, internationalen Rennen zu finden, wie zum Beispiel bei Platz 2 im Druivencross in Overijse im vergangenen Jahr. In dieser Saison belegte er vor einer Woche beim Weltcup-Lauf in Bern einen guten 12. Platz. Der ehemalige belgische Juniorenmeister Jarno Bellens kann wurde im letzten Jahr Vierter in Contern und hat bereits drei Podiumsplätze in dieser Saison aufzuweisen: Im Eliterennen der National Trophy im englischen Derby gewann Jarno genauso wie beim U23-Event bei des französischen Challenge National in La Mezière und beim nationalen Radcross in Vorselaar. Der Zweite hinter Bellens im Dorfe der Wellens, Niels Van de Putte wurde in dieser Saison ebenfalls Sechster in Boulzicourt und Zehnter im Weltcup in Bern. Im vergangenen Jahr belegte Niels in Contern den fünften Platz und gewann unter anderem die U23-Rennen beim Scheldecross und in Gullegem. In der vergangenen Saison gewann Van de Putte in der Kategorie Junioren Rennen in den drei wichtigsten Serien: Superprestige, Bpost Trophy und Weltcup. Ebenfalls aus Belgien kommen Yorben Van Tichelt, ehemaliger Koppenbergcross-Sieger in der Juniorenklasse, Gewinner in drei Rennen der National Trophy in Großbritannien in den letzten Saisons und Doppelsieger bei der QianSen Trophy in China oder auch Robin Alderweireld, Gewinner von bereits drei nationalen Veranstaltungen in Belgien in dieser Saison (Knesselare, Kasterlee und Zingem).
Andreas Goeman>
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Nach einem vielversprechenden Karrierestart auf der Straße gelang Thalita De Jong in den Jahren 2015 bis 2017 ein bemerkenswerter Einstieg in die kleine Welt des Damen-Crossrennens, unter anderem mit einem Weltmeistertitel in Zolder, einem Europameistertitel in Pontchâteau, der niederländischen Meisterschaft und ... zwei Siegen beim Grand-Prix COMAT in Contern. In ihrem schönen Weltmeistertrikot hatte De Jong in der Saison 2016/2017 nicht weniger als sieben Rennen gewonnen, bevor sie beim letzten Weltcuplauf in Hoogerheide, nur knapp eine Woche vor der Weltmeisterschaft in Bieles, schwer stürzte. Es war der Beginn einer langen Reihe von Verletzungen, die sie trotz einer kleinen Rückkehr im Jahr 2018 mit unter anderem einem Sieg in Leudelange, lange Zeit sowohl auf der Straße als auch im Feld von den Rennen fern hielten. 2019 gelang es Thalita endlich, eine störungsfreie Straßensaison mit einem Sieg und mehreren Podiumsplätzen hinter sich zu legen, bevor sie sich wieder dem Cross widmete. Die Niederländerin, am Anfang durch eine schlechte Startposition behindert, belegte beim Polderscross in Kruibeke den 14. Platz, bevor sie vor etwa zehn Tagen mit dem sechsten Platz beim Kermiskross in Ardooie eine gute Progression zeigte.
Thalita De Jong im Jahr 2016 in Contern
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Im Oktober 2018 sorgten die beiden knapp 16-jährigen Niederländerinnen Puck Pieterse und Shirin Van Anrooij für eine grosse Überraschung, als sie neben der viel erfahreneren Loes Sels auf dem Podium des COMAT Grand-Prix Platz nahmen. Seitdem bestätigte die niederländische Meisterin bei den Anfängerinnen ihr Können mit einem europäischen Zeitfahr-Titel in der Juniorenklasse in Alkmaar. Als wahre Spezialistin im Kampf gegen die Uhr gewann Shirin auch den nationalen Titel in den Niederlanden, bevor sie vor einigen Wochen bei den Weltmeisterschaften in Yorkshire den zweiten Platz im Zeitfahren der Juniorinnen belegte. Sie gehört mit Sicherheit zu den Anwärterinnen auf den allerersten Juniorinnen-Weltmeistertitel im Radcross, der im Januar nächsten Jahres in Dübendorf vergeben wird, denn sie hat einen ziemlich guten Übergang auf die Profilreifen gemacht: Shirin startete mit einem Sieg in der Elitekategorie in Steenhuffel in die Saison, bevor sie beim Superprestige in Gieten einen guten neunten Platz belegte und bei der Nacht van Woerden auf Position 4 endete, immer noch zwischen den Mädchen der Kategorie Elite. Shirin wird in Contern von ihrer älteren Schwester Lindy Van Anrooij begleitet, die bei der Eröffnung der internationalen Saison in England, der National Trophy in Derby, den zweiten Rang belegte, während die andere Niederländerin Monique Van der Ree, die in diesem Sommer den Erondegemse Pijl (Kat. 1,2) auf der Straße gewann, auch um die Ehrenplätze streiten könnte.
Shirin Van Anrooij
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Die Belgierinnen werden jedoch nicht ganz ohne Chancen sein, denn eine ganze Reihe junger bis sehr junger Teilnehmerinnen sind in Contern gemeldet, darunter die amtierende belgische U23-Meisterin Axelle Bellaert, die trotz Kettenbruch im vergangenen Jahr in Contern Vierte war. Ebenfalls auf der sehr physischen und anspruchsvollen Meisterschafts-Strecke von Kruibeke im vergangenen Januar gewann Sterre Vervloet den nationalen Titel in der Juniorenklasse, während auch Tess Van Loy, Julie Brouwers und Tessa Zwanepoel bereits in den Genuss kamen, das dreifarbige Trikot des belgischen Meisters in den Altersklassen zu tragen. Weniger betitelt, aber erfahrener und vielleicht stärker sind Shana Maes und Jana Dobbelaere, die sich zur Zeit die Siege bei nationalen Rennen in Belgien unter sich aufteilen: Maes gewann am letzten Wochenende gleich zweimal, in Zolder und Lichtaart, während Dobbelaere die Blumen in Kessel-Fort, dem matschigen Kasterlee und in Beersel heimtragen konnte.
Axelle Bellaert
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Bei den Junioren scheinen die Franzosen zu den grossen Favoriten zu gehören mit unter anderem einem Trio von Fahrern, die alle unter den Top 40 im UCI-Ranking stehen: Ugo Ananie, Sieger der ersten Runde des französischen Challenge National in Les Mézières, Florian Richard Andrade, Vierter beim letzten Weltcup-Rennen in Bern sowie Richard Anchain, der letztjährige Gewinner des Grand-prix COMAT bei den Anfängern und Sieger beim diesjährigen internationalen Rennen von Täby Park, in Schweden.
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