Nach einer coronabedingten Pause im Jahr 2020 und dem bisher einzigen Ausfall in der fast 50-jährigen Geschichte unseres Querfeldeinrennens wurde dieses Jahr in Contern wieder gecrosst, zur 46. Ausgabe der Traditionsveranstaltung. War das Wetter bei der letzten Auflage im Jahr 2019 schon miserabel, so war es 2021 noch schlimmer, denn es regnete quasi den ganzen Tag. Ein Wetter, bei dem man fast keinen Zuschauer vor die Tür locken kann, doch die Fahrer waren anwesend: 173 gemeldete und 151 gestartete Konkurrenten, das ist sicherlich ein neuer Rekord. Bemerkenswert ist auch, dass die Belgier zum ersten Mal seit 2014 kein Einziges des vier Rennen gewonnen haben und der Sieg des Spaniers Felipe Orts in der Kategorie Elite war eine sehr schöne Premiere. Weniger exotisch waren die tschechischen und luxemburgischen Erfolge von Adam Seeman bei den Junioren und Rick Meylender bei den Anfängern, während die Dominanz der einheimischen Marie Schreiber bei den Frauen zweifellos das Highlight des Tages war.
Die Anfänger und Anfängerinnen haben traditionsgemäss den Ball eröffnet, und es war schnell klar, dass die durch den Regen schlammig und schwer gewordene Strecke, die am Vortag im Sonnenschein noch so trocken und schnell da lag, ihren Tribut fordern würde. Die Wiese war einerseits nass und glitschig und forderte die technischen Fähigkeiten der Reiter, während vor allem die Waldpassagen stellenweise unpassierbar wurden und die Fahrer dazu zwangen, viele Meter zu Fuss mit dem Rad auf den Schultern zu absolvieren. Die Stärksten waren also logischerweise vorne, und Rick Meylender war zweifellos einer von ihnen. Bereits nach einer Runde hatte der Seriensieger des Saisonbeginns und Führende des Skoda-Cross-Cup seine Gegner hinter sich gelassen und führte vor dem Duo Jonah Flammang-Lies und Flavio Astolfi, sowie etwas weiter hinten dem Belgier Dries Heirbaut und David Loschetter. Auch bei den Mädchen war die Spannung nicht wirklich vorhanden und Lisi Schmitz hatte Sarah Mousel bereits nach einer Runde zurück gelassen, wobei die Abstände im Laufe des Rennens immer noch größer wurden.
Nach den vier regulären Runden hat Rick Meylender das Rennen der Anfänger bei diesem 33. Grand-prix COMAT gewonnen, eineinhalb Minuten vor Dries Heirbaut, der Jonah Flammang-Lies und David Loschetter in dieser Reihenfolge hinter sich gelassen hat. Lisi Schmitz beendete die Gesamtwertung als 17. und damit als erste weibliche Teilnehmerin, weit vor Sarah Mousel auf Platz 20. Natürlich bauen Meylender und Schmitz ihre Führung aus in der Gesamtwertung des Skoda-Cross-Cup, wo sie nach zwei gefahrenen Veranstaltungen mit zwei Siegen nun fest an der Spitze installiert sind.
Sarah Mousel, Lisi Schmitz, Rick Meylender
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Fehlte bei den Jüngsten die Spannung ein bisschen, so war das Rennen der Junioren jedoch bis zur letzten Runde voller Positionswechsel. 33 Fahrer gingen bei diesem internationalen Cyclo-Cross an den Start, darunter auch der Belgier Robbe Dhondt, der zwar aus der letzten Startreihe ins Rennen ging, sich aber schon nach einer halben Runde an die Spitze setzten konnte, beim Eingang des Feldes, das mit den Runden immer weniger wie eine Wiese aussah. Hinter dem Belgier folgten 5 Fahrer, darunter auch die Favoriten Silas Kuschla, Patrik Cerny und Kenay de Moyer. Letzterer reagierte umgehend und übernahm am Schluss der ersten Runde die Führung, noch immer in Begleitung von Robbe Dhondt. Der Tscheche Cerny und die Franzosen Paul Travert und Hyppolyte Loete folgten mit einigen Sekunden Rückstand, während die anderen tschechischen Fahrer, Frantisek Hojka und Adam Seeman, die auf dem Papier sicherlich als Mitfavoriten gelten konnten, den Preis für einen eher schlechten Start zahlen mussten und weit zurücklagen. Juan Van Lelyveld und Noa Berton waren zu Beginn des Rennens die besten luxemburgischen Fahrer, einige Meter vor Mats Berns und Fynn Ury.
Zur Hälfte des Rennens schien eine Vorentscheidung gefallen zu sein: Kenay de Moyer, die Nummer drei der UCI-Wertung und Hauptfavorit des Rennens, hatte die Führung übernommen und fuhr auf Sieg, nachdem er Silas Kuschla einige Sekunden Rückstand aufgelegt hatte. Doch die Tschechen hatten noch nicht ihr letztes Wort gesprochen, die drei Fahrer fuhren immer stärker nach vorne: Patrik Cerny, auf dem Papier der Stärkste, der große und schlaksige Frantisek Hojka und vor allem auch Adam Seeman. Der Fahrer von TJ Stadion Louny machte einen guten Eindruck und nach seinem schlechten Start um die zwanzigste Position, hatte er fast alle Fahrer überholt und übernahm den zweiten Platz im Rennen, nur wenige Meter hinter de Moyer. In der letzten Runde dann kam die Überraschung: ein Bremsproblem hinderte de Moyer daran, vorwärts zu kommen, oder zumindest nicht schnell genug, um den Seeman aufzuhalten, der auf einer guten Welle ritt: Adam Seeman gewinnt den 33. Grand-prix COMAT für Junioren und folgt damit einer langen Liste auf von tschechischen Siegern wie die Boros, Adel, Skala oder Pavel Masa vor ein paar Jahren. Kenay de Moyer wurde mit 26 Sekunden Zweiter und war sichtlich enttäuscht. Doch der Belgier konnte sich ein paar Tage später trösten, denn am Ende des (verlängerten) Wochenendes stellte sich heraus, dass er mit diesem zweiten Platz die erste Position in der Weltrangliste zurückerobert hatte, die er bereits in den Wochen vor dem Rennen in Contern innehatte. Hinter de Moyer war Silas Kuschla nicht weit entfernt und belegte den dritten Platz auf dem Podest, während Frantisek Hojka, Ferre Urkens und Robbe Dhondt auf den nächsten Plätzen ebenfalls weniger als eine Minute Rückstand hatten. Auf luxemburgischer Seite war es Mats Berns, der bei diesem schweren Rennen mit einem guten 13. Platz die Oberhand behielt, nur 20 Sekunden vor Noa Berton und Fynn Ury, welche in der Scratch-Wertung die Plätze 17 und 18 belegten.
Adam Seeman, Sieger bei den Junioren
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40 Fahrerinnen im Rennen der Damen (Juniorinnen, U23 und Elite), das war natürlich auch ein neuer Rekord, und zum ersten Mal seit der Teilnahme von Christine Majerus im Jahr 2017 und trotz der Anwesenheit von Laura Verdonschot, Karen Verhestraeten oder Suzanne Verhoeven wurde einer luxemburgischen Fahrerin im Vorfeld die Chance auf einen Podiumsplatz eingeräumt. Die junge Marie Schreiber, U23-Fahrerin im ersten Jahr, fährt seit Beginn der Saison beeindruckend, mit zum Beispiel einem dritten Platz hinter der dreifachen Weltmeisterin Sanne Cant und Zoé Backstedt in Lokeren. Im schönen Trikot ihres neuen Teams Tormans, das viel zu weiß ist, um im Schlamm zu spielen, hat die 55. der UCI-Wertung einen großartigen Start hingelegt und sich bereits in der ersten, extrem gefährlichen Abfahrt im Wald einen kleinen Vorsprung auf ihre Konkurrentinnen erarbeitet. Nach einer Runde hatte die Luxemburgerin einige Sekunden Vorsprung auf die überraschende Fauve Bastiaenssen, die erstaunliche Nina Berton und die junge Xaydee Van Sinaey, erst knapp 16 Jahre alt. Dahinter folgten Verhestraeten, Jinse Peeters, Femke Gort, die Führende im Skoda-Cross-Cup und dann erst Suzanne Verhoeven. Einen noch schlechteren Start gab es für Laura Verdonschot, die außerhalb der Top 10 fuhr, oder auch für Lindy Van Anrooij, die in vergangenen Jahren auf der Strecke in Contern schon einige gute Leistungen gezeigt hatte.
Schreiber fuhr weiterhin allein vorne, aber die grösste Überraschung des Tages kam auf Platz zwei: die Belgierin Fauve Bastiaenssen gehörte sicherlich nicht zu den bekanntesten Mädchen auf der Startliste, aber sie machte mehr als nur Schadensbegrenzung und hatte weiterhin gute Siegeschancen, weniger als 30 Sekunden nach Schreiber. Dahinter war Nina Berton logischerweise etwas zurückgefallen und Karen Verhestraeten fuhr auf dem dritten Rang vor Jinse Peeters, Femke Gort und einer Suzanne Verhoeven, die sich von ihrem schlechten Start erholt hatte. Eine weitere Konkurrentin, die in der zweiten Hälfte des Rennens immer stärker wurde, war die überraschende Luxemburgerin Isabelle Klein. Sie war inzwischen in die Top 10 vorgedrungen und damit stieg die Anzahl der einheimischen Fahrerinnen an der erweiterten Spitze auf 3 an, was für ein internationales Crossrennen von diesem Niveau schon etwas außergewöhnlich ist. Spannung um den Sieg gab es nochmal in der letzten Runde: nach Kettenproblemen hatte die Führende an Boden verloren und stand nun sehr konkret in Bedrohung von Bastiaenssen, die nur ein halbes Dutzend Sekunden zurücklag.
Aber Marie Schreiber geriet nicht in Panik und hatte noch genug Kraft, um den Vorsprung wieder etwas zu vergrössern und so zu gewinnen, 9 Sekunden vor der Belgierin Fauve Bastiaenssen. Dies ist der erste internationale Erfolg in der Elite-Kategorie für die Luxemburgerin, die erst in ihrem ersten Jahr in der U23-Kategorie an den Start geht, nachdem sie im letzten Winter in der Juniorenkategorie aufgrund von Covid kein Ergebnis erzielen konnte, abgesehen von einem Podiumsplatz im Weltcup beim einzigen Rennen der Saison in Tabor. Für die etwas ältere Bastiaenssen war es ebenfalls eine Premiere: ein Podium auf internationaler Ebene nach einigen Top-10-Platzierungen bei französischen Veranstaltungen zu Beginn der Saison. Nach einer starken Aufholjagd am Ende des Rennens belegte Suzanne Verhoeven schließlich den dritten Platz, einige Sekunden vor Verhestraeten und Peeters, mit denen sie in den letzten Runden kämpften musste. Nach einer tollen Leistung mit einem starken Finish beendet Isabelle Klein das Rennen als grossartige Sechste, eine Position vor Femke Gorts, der sie das Leadertrikot des Skoda-Cross-Cup jedoch zumindest vorerst noch überlassen muss.
Marie Schreiber, Siegerin des GP Comat bei den Damen
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Im Elite- und U23-Rennen der Männer waren schließlich 65 von 77 gemeldeten Fahrern am Start. Vielleicht war das schlechte Wetter ja schuld an den Absagen, doch der Regen hatte gerade rechtzeitig zum Start des 16. Grand Prix de la Commune de Contern eine kleine Pause eingelegt. Nicht weniger als 11 verschiedene Nationalitäten waren am Start vertreten und die Spitzengruppe nach einer Runde war international besetzt: der Deutsche Sascha Weber führte vor dem Franzosen Théo Thomas, dem Belgier Thijs Aerts und dem Spanier Felipe Orts. Ein weiterer belgischer Fahrer, Lander Loockx, war ebenfalls vorne mit dabei, ebenso wie der Franzose Steve Chainel. Yentl Beckaert, Lennert Belmans und Aurélien Philibert folgten etwas dahinter, während Ward Huybs, Thomas Verheyen oder Seppe Rombouts den Anschluss an die erste Gruppe nicht schafften, ebenso wenig wie die tschechische Armada unter der Führung von Simon Vanicek, dem ehemaligen nationalen Meister bei den Junioren. In der Wertung des besten Luxemburgers hatte Cédric Pries zusammen mit Raphael Kockelman einen sehr guten Start erwischt um Position 20, während Scott Thiltges zusammen mit dem tschechischen Fahrer Daniel Mayer relativ weit zurück lag.
Sascha Weber, bei dem die schnellen Starts Markenzeichen sind, machte in den nächsten Minuten weiter Druck und setzte sich in der zweiten Runde zusammen mit Lander Loockx an der Spitze ab. Dahinter waren die anderen Favoriten nicht weit entfernt, ebenfalls in Zweiergruppen: Aerts und Thomas, dann Orts und Chainel, das Telenet-Bâloise-Duo Huybs und Beckaert und schließlich der überraschende Sander De Vet mit Lennert Belmans, Silbermedaillengewinner bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Dübendorf vor zwei Jahren. Soviel stand fest: das waren die Anwärter auf den Sieg, und auch wenn die Positionen in den nächsten Runden häufig wechselten und Weber, Loockx, Thijs und Thomas sich an der Spitze abwechselten, während Orts und Chainel etwas verhaltener fuhren, war zur Halbzeit des Rennens noch nichts entschieden. Auch auf luxemburgischer Seite war es inzwischen spannend geworden: Scott Thiltges hatte sich von seinem Fehlstart erholt und war bis zu Kockelmann nach vorne gefuhr, nur wenige Meter hinter Cédric Pries, der zusammen mit dem Franzosen Valentin Remondet oder Jarno Bellens, bereits Vierter auf dieser Strecke im Jahr 2018, immer noch um Position 20 fuhr.
Drei Runden vor Schluss wurde das Rennen noch interessanter: Thijs Aerts war Opfer eines Sturzes in der Abfahrt im Wald und geworden hatte ebenso wie der ehemalige französische Meister Steve Chainel etwas an Boden verloren, während Felipe Orts, der sich bis dahin etwas im Hintergrund gehalten hatte, den Weg zur Spitze gefunden hatte und dort das Tempo bestimmte. Er war der Einzige unter den Spitzenfahrern, der die Hürden auf dem Rad übersprang und er nutzte seine außergewöhnlichen, technischen Fähigkeiten, um sich einen kleinen Vorsprung vor Loockx, Weber und Huybs zu verschaffen. Die Abstände blieben weiter gering und auch Thijs Aerts hatte noch nicht aufgegeben: der ehemalige Juniorenweltmeister meldete sich mit einer großen Anstrengung zurück in den Kampf um das Siegerpdest, hinter Lander Loockx, welcher der Stärkste unter den Verfolgern von Orts zu sein schien. Der sechsfache spanische Meister scheint sich in Luxemburg wohl zu fühlen, hatte er doch schon bei der U23-Weltmeisterschaft 2017 in Bieles eine Silbermedaille gewonnen. Inzwischen hatte er seinen Vorsprung vergrößert und schien eine Runde vor Schluss auf Siegeskurs.
Der Spanier Felipe Orts Lloret, amtierender Landesmeister, gewinnt den 16. Grand-prix de la Commune de Contern im Alleingang, 19 Sekunden vor Lander Loockx, der in dieser Saison bereits den Cyclo-Cross in Podbrezova gewonnen hatte, und 52 Sekunden vor Thijs Aerts, welcher in der letzten Runde den zukünftigen Führenden des Skoda-Cross-Cup Sascha Weber überholt hatte, um den dritten Platz auf dem Podium sicher zu stellen. Fünfter wurde der Belgier Ward Huybs von Telenet-Bâloise vor seinem Landsmann und Teamkollegen Yentl Beckaert, der vor einigen Jahren in Contern bereits Zweiter in der Juniorenkategorie geworden war. Cédric Pries ist der erste luxemburgische Fahrer des Rennens auf Platz 25 und überquerte die Ziellinie zusammen mit dem tschechischen Fahrer Jakub Riman. In den letzten Runden konnte er schließlich das einheimische Rennen klar dominieren und distanzierte Raphael Kockelmann auf Platz 29 um rund 40 Sekunden und Scott Thiltges auf Platz 30 um weitere 15 Einheiten.
Felipe Orts Lloret, Sieger des 16. Grand-prix de la Commune de Contern
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