Während Frank Schleck 40 Jahre nach Edy Schütz dem Grossherzogtum Luxemburg einen Etappensieg bei der Tour de France bescherte, kannte ACC Contern im Jahr 2006 die grosse Enttäuschung, dass sein Post-Tour Kriterium, die Gala Tour de France nicht stattfinden konnte. Ein äusserst knappes Budget, zusammen mit den Auswirkungen der Revelationen rund um die Anti-Doping Kampagne in Spanien kurz vor der Tour de France haben die Organisatoren dazu bewogen, das Event abzusagen. Natürlich haben wir das in den Tagen danach bedauert, während wir die aussergewöhnlichen Leistungen des älteren Schleck bei der Frankreich-rundfahrt oder des Jüngern bei der Sachsen-Tour bewunderten und die 11. Ausgabe der Gala ist für August 2007 vorgesehen. Alle anderen Organisationen des ACC Contern in 2006 waren gut gelungen, umso mehr das Wetter meistenteils auch mitgespielt hat.
Im Jahr 2006 hat der ACC Contern wieder eine Tradition aufgegriffen, ein "Radsport-wochenende" mit mehreren Rennen über 2 Tage. Nach unserer üblichen Reise zu den Querfeldein-weltmeisterschaft im Januar waren die beiden ersten grossen Veranstaltungen also am 29. und 30. April. Zusammen mit dem Fan-club Kim Kirchen, der in seiner Heimatgemeinde Werbung für den Radsport
betreiben wollte, hat der Velo-club von Contern den 82. Grand-prix François Faber in Niederanven organisiert, zusammen mit einer Veranstaltung für junge Fahrer sowie der Möglichkeit für alle Radsport-fans, einer Trainingsausfahrt mit Kim Kirchen beizuwohnen. Rund 60 Kinder zwischen 6 und 10 Jahren sind auf einer Strecke im Wald um Siege une Ehrenplätze gefahren, bevor die 119 Teilnehmer des Grand-prix François Faber auf eine 100 km lange und selektive Strecke geschickt wurden. Leider wurde das Rennen von einem Unfall überschattet, bei dem
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in der dritten von fünf Runden ein Fahrer relativ schwer verletzt wurde, war aber aus sportlicher Sicht sehr interessant. Trotz der Präsenz von einigen der besten Schweizer Espoirs von der Mannschaft Mega-Bike und des ehemaligen Profis Julien Laidoun konnte das Kontinentalteam aus Differdange das Renngeschehen kontrollieren, während die guten Überraschungen von dem jungen Luxemburger Ben Gastauer sowie dem nationalen Meister Daniel Bintz kamen. Ab der ersten Runde wurde schnell gefahren und das Feld zerfiel in zwei Teile. In der zweiten Runde dann setzten sich 12 Fahrer an die Spitze des Rennens und sollten diese nicht mehr abgeben. Es waren dies die Differdinger Knudsen, Johansson, Dressler und Forner, die Schweizer Beuret und Sala, die Franzosen Laidoun und Drujon, die Belgier Mars und Rouet sowie die beiden Fahrer aus Schifflange und Tétange, Gastauer und Bintz. In der vorletzten Runde attackierte Morten Knudsen, der einen sehr starken Eindruck hinterliess, in der Steigung von Bourglinster und nur Ben Gastauer konnte ihm folgen. Da er eine Rückkehr von Knudsens Mannschaftskollegen befürchtete, machte Gastauer die meiste Tempoarbeit an der Spitze und konnte dann dem Dänen in der letzten Ersteigung von Bourglinster nicht mehr folgen. Morten Knudsen erreichte die Ziellinie beim Fussballfeld in Hostert im Alleingang und gewann den 82. Grand-prix François Faber mit 22 Sekunden Vorsprung auf Gastauer und 41 auf seinen schwedischen Teamkollegen Johansson. Daniel Bintz übernahm den 10. Platz und wurde somit zweitbester Luxemburger.
Am nächsten Tag fand der Grand-prix Ostfenster in Berbourg statt, zum 15. Male unter diesem Namen. Der CC Cambrai sowie eine ganze Reihe Fahrer aus Belgien hatten den
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Weg nach Luxemburg gefunden, um die Favoriten aus Differdingen rund um Vorjahressieger Vincenzo Centrone herauszufordern.
Wie gewohnt auf dem schweren Rundkurs um Berbourg fiel die Vorentscheidung sehr früh und 11 Fahrer haben sich schon in der ersten Ersteigung von Wecker abgesetzt: aus Differdange Centrone, Johansson, Kristensen und Reuter, aus Cambrai Krushevskiy und Baele, vom Schweizer MegaBike-Team Ackermann und Tapparel sowie Laurent Fontaine (VC Ardennes), Steve Fries (UC Dippach) und Daniel Bintz (LC Tétange). Am zweiten, aufeinanderfolgenden Tag war der Luxemburger Meister in der Spitzengruppe mit dabei. Alle grossen Mannschaften waren vorne vertreten und nach drei Runden lag das Hauptfeld schon über zwei Minuten zurück. Während die jungen Eidgenossen viel Arbeit an der Spitze des Rennens machten, fielen die ersten Regentropfen auf die Fahrer und bald danach erfolgte ein wahrer Wolkenbruch. Serguey Krushevsky steigerte das Tempo in der Spitzengruppe in der fünften Runde und nach seiner Attacke blieben nur noch 7 Fahrer vorne: die vier Differdinger plus Krushevskiy, Ackermann und Tapparel. Eine weitere Attacke des Uzbeken verringerte die Siegesanwärter auf nur noch zwei: er selbst sowie der Schwede Frederik Johansson. Krushevskiy war wirklich der Stärkste und nach einer Unachtsamkeit des Schweden beim Einläuten der lezten Runde, die ihm einige Meter Vorsprung bescherten, fuhr er unaufhaltsam zum Sieg davon. Der Fahrer des CC Cambrai erreichte das Ziel mit eineinhalb Minuten Vorsprung auf Johansson und mehr als vier Minuten auf den Dritten, Sylvère Ackermann. In Abwesenheit von Ben Gastauer wurde Vorjahressieger Vincenzo Centrone bester Luxemburger auf dem 9. Platz. Nur 24 der 101 gestarteten Fahrer erreichten bei Regen und Kälte auch die Ziellinie.
In Erwartung der Charly Gaul Rundfahrt in Luxemburg, die im September stattfand,
organisierte der ACC Contern in Zusammenarbeit mit Voyages Emile Weber eine Busfahrt zur Gran Fondo Charly Gaul / Trento-Monte Bondone. Dieses Jedermann-rennen wurde vom Touristikamt der Region Trento organisiert, aus Anlass des 50. Geburtstages des legendären Sieges von Charly Gaul bei einer Etappe des Giro d'Italia 1956 mit Ankunft oben auf dem Monte Bondone. Die Strecke führte von Trento zum über 2000 Meter gelegenen Passo Manghen und wieder zurück nach Trento, dann die 21 Kilometer bis hoch nach Vason, dort wo auch vor 50 Jahren die Ankunft der Mythos-Etappe war. Rund 40 mutige Radbegeisterte und ihre Begleiter traten den Weg zur Viertagesreise nach Italien an und wunderten sich dort über die gute Form der Konkurrenten, allen voran Gilberto Simoni, der Pate des Ereignisses. Matteo Podesta, der Gesamtsieger, hat die 149 bergigen Kilometer mit dem fabelhaften Stundenmittel von 27 km/h zurückgelegt, aber auch die Luxemburger gaben gar keine schlechte Figur ab mit den 22. und 23. Plätzen für Jean-Paul Welter respektiv Olivier Laterza. Norbert Simon wurde ausserdem 10. bei der kleinen Gran Fondo, bei der es "nur" den Anstieg des Monte Bondone zu bewältigen gab, der 2005 übrigens in "Salita Charly Gaul" umbenannt wurde.
Eine andere, eher unkonventionnelle Veranstaltung fand Anfang September in Wormeldingen statt.
Auf Anfrage des Luxemburgischen Bäcker und Kontitoreiverbandes übernahm der ACC Contern nämlich die technische Organisation der 21. Weltmeisterschaften
der Bäcker, Konditoren und Konfiseure. Etwas mehr als Hundert Teilnehmer aus allen Herren Länder stritten sich in 7 Kategorien um die Medaillen. Während der japanische Konkurrent den Preis für die längste Anreise erhielt, holten sich die deutschen Fahrer den grössten Teil des Kuchens mit 4 Weltmeistertiteln: Erwin Pöllet, Horst Stiefling, Hubert Kollascheck und André Kahrger. Belgien holte sich zwei Regenbogentrikots durch Dirk Raman und Gérard Hophra, während die Schweizerin Marlène Stamm wie alle anderen Sieger ihr Gewicht in Schokolade gewann durch einen überlegenen Erfolg bei den Damen, wo übrigends mit Danielle Krier auch eine Luxemburgerin auf dem Podium stand. Bei sonnigen Witterungsbedingungen in Wormeldingen war die Stimmung sehr gut und wenn auch die sportlichen Leistungen durchaus sehenswert waren (37,5 km/h Stundenmittel auf dem selektiven Rundkurs zwischen Dreiborn und Oberdonven für den Sieger der Königsklasse André Kahrger), so standen bei dieser auf Initiative der Brüder Christian und Henri Schumacher entstandenen Veranstaltung soch sicher Kamaradschaft und menschliche Kontakte im Mittelpunkt.
Eine Woche später fand das Jedermannrennen La 17ème Charly Gaul in Contern statt mit einem neuen Partner für den ACC Contern. Der Getränkefabrikant RIVELLA ermöglichte es uns, die Infrastrukturen an Start und Ziel sowie an den Verpflegungskontrollen erheblich zu verbessern. Es war die erste Charly Gaul Rundfahrt seit dessen Tod im September 2005
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und der grosse Sportler war in allen Herzen an diesem sonnigen Tag, den die Wetterprognosen im Vorfeld aber eher regnerisch gesehen hatten. Diese schlechten Voraussagen taten wohl auch dazu bei, dass es weniger Andrang als im vergangenen Jahr gab, denn mit 809 Fahrern schrieben sich rund 100 Teilnehmer weniger in die Startlisten ein als bei der vorherigen Ausgabe. Die Strecke hat dieses Mal den Osten des Landes zur Seite gelassen und ging nach Norden, wo einige Klassiker des Luxemburgischen Radsportes auf dem Programm standen wie die Steigungen von Groesteen oder Beaufort.
Und in diesen beiden Schwierigkeiten fiel auch die Vorentscheidung, denn nach Beaufort war das Feld komplett auseinander gerissen und nur noch 19 der 304 gestarteten Fahrer kamen noch für den Sieg in Frage. Didier Wegner setzte sich an die Spitze und er hatte am Fusse des letzten Anstieges, rund 2 km vor dem Ziel, einen noch relativ komfortablen Vorsprung, doch 30 km Solo-Flucht hatten ihre Spuren hinterlassen und der Belgier brach an dieser Mauer mit maximal 13% Steigung komplett ein und musste seine Verfolger vorbeiziehen lassen, allen voran Damien Richard. Doch der Luxemburger Philippe Herman hielt das Hinterrad des führenden Franzosen und liess diesen im Spurt um den Sieg hinter sich. Pascal Triebel konnte nach 169 Kilometer und 1900 Höhenmetern den dritten Platz übernehmen, während Sione Jongstra zum zweiten, aufeinander folgenden Mal die Damenwertung gewannt. Edy Carier, der Sieger der allerersten Charly Gaul im Jahre 1990, hat die Klasse der Männer über 60 Jahren für sich entschieden. 505 Konkurrenten waren am Start erschienen des B-Rennens über 109 Kilometer und mit einigen schweren Anstiegen weniger als die grosse Schwester. Die ersten Kilometer waren ruhig und so haben noch fast 100 Konkurrenten gemeinsam den Scharfrichter unter die Räder genommen, die Steigung von Beaufort. Unter den Stärksten befanden sich hier Pierre-Paul Gruen und Sebastian Kokolshka, aber auch Jeam-Michel Thimister und Peter Schroen, der Vorjahressieger. Die beiden Letzgenannten sind langjährige Freunde und sie machten sich kurz hinter Beaufort gemeinsam aus dem Staub, um das Ziel in Contern mit über 2 Minuten Vorsprung auf die nächsten Verfolger zu erreichen. Am Ende gab es ein hundertprozent belgisches Siegerpodest, denn während Thimister vor Schroen gewann, konnte Vincent Melon sich in der letzten Steigung von Pierre-Paul Gruen absezten und den dritten Rang belegen. Monique Lucovicy wurde beste Dame bei diesem Rennen.
Wie schon letztes Jahr fand der Grand-prix de la Commune de Contern
im Querfeldein unter ganz besonders guten Wetterbedingungen Ende Oktober statt. In Abwesenheit eines grossen Favoriten gabe es ein sehr spannendes und abwechslungsreiches Rennen, das bis zum Schluss unentschieden blieb.
Die stärksten Fahrer auf dem traditionnellen Kurs um die rue de Moutfort in Contern kamen aus Tschechien und aus Belgien mit an der Spitze dem Nationalen Amateur-Meister David Willemsens, der regelmässig bei ganz grossen Quers unter die 10 Ersten fährt. Doch unter den Augen von Frank und Andy Schleck hatte der Fläme einen äusserst schlechten Start und musste während mehreren Runden hinterher jagen. Doch Willemsens gibt nicht so einfach auf und nach drei Runden hatte er die schnellsten Starter Hekele und Chrobak eingefangen. Ondrej Lukes hatte den Zug Willemsens ebenfalls erwischt und so befanden sich vier Fahrer an der Spitze, mit einem weiteren Quatuor nicht weit dahinter in der Verfolgung: De Kort, Chicosz, Meys, Kaiser. Die Spannung blieb bis zum Schluss erhalten, auch wenn sich Willemsen mit einer Temposteigerung in der vorletzten Runde alleine an die Spitze setzte. Jan Chrobak liess jedoch nicht locker und konnte in der letzten Runde wieder zu dem Belgier aufschliessen. Willemsens hatte aber die meisten Reserven und konnte Chrobak auf den letzten Metern knapp hinter sich lassen. Emile Hekele und Ondrej Lukes auf den nächsten Plätzen bestätigten die guten Leistung der tschechischen Fahrer, während ein durch Grippe geschwächter Gusty Bausch zwar bester Luxemburger war, aber nur den 12. Platz belegte. In der Juniorenklasse war das Rennen ebenfalls sehr spannend und Hammer, Dias Dos Santos, Hutmacher und Rauber blieben bis in der letzten Runde zusammen, wo der Deutsche Josef Rauber seine luxemburgischen Konkurrenten hinter sich lassen konnte. Bei den Anfängern dominierte Gabriel Forget und konnte ungefärdet den Sieg einfahren.
Jahresrückblick 2006 (Teil I)
Jahresrückblick 2006 (Teil II)
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